Häutungsproblem bei Hierodula membranacea

  • Hallo Leute,


    bei der Adulthäutung der Hierodula meiner Freundin ist ein Problem aufgetreten.
    Aus irgendeinem Grund kann sie ihre Flügel nicht zusammen falten. Ich kann nicht genau erkennen wieso, aber ich denke irgendwas ist ein bisschen verknickt.
    Habt ihr irgendwelche Ideen, wie man ihr helfen könnte?


    LG,
    Claudi

  • Hallo,


    das Problem nennt man Korkenzieherflügel und tritt häufig bei Arten mit langen Flügeln auf, wenn auch eher bei Arten die schwieriger in der Haltung sind als Hierodula. Sie ziehen sich während der Imaginalhäutung zu früh nach oben an die Decke und ihre noch nicht ausgehärteten (wahrscheinlich noch nicht mal entfaltenden) Flügel "wachsen" nach unten. Nach dem Aushärten hat man dann das obige Resultat (hier sogar sehr schön zu sehen, dass sie schon sehr früh wieder an der Decke war).


    Da dies die Imaginalhäutung war, ist dieser Fehler auch nicht korrigierbar. Oft leben auch solche Tiere mit Deformationen (obwohl : hier ist das Abdomen nicht betroffen) nicht sonderlich lange. Für eine Verpaarung sind weder Männchen noch Weibchen zu gebrauchen.


    Gruß
    Tobias

  • Hi Claudi,


    dann möchte ich zu der trefflichen Beschreibung von Tobias noch ein paar ergänzende Worte beisteuern.


    Ob das Abdomen nicht betroffen ist, würde ich aufgrund des Bildes nicht einfach so annehmen. Meinen Beobachtungen zufolge tragen die Flügel wohl dazu bei, das Abdomen in der richtigen Position zu halten. Ich hatte in letzter Zeit zwei derartige Fehlhäutungen und habe festgestellt, dass der Körper in eine relativ "normale" Haltung geht, wenn die Gottesanbeterin mit dem Kopf nach oben sitzt. Nur ... meist nimmt sie eben die klassische Position ein, mit den Kopf nach unten. Und dann kippt das Abdomen.


    In einem der Fälle war dieses Abkippen nicht so arg krass, bei der zweiten verunglückten Mantide allerdings etwa im rechten Winkel. Wie gesagt, nur wenn sie mit dem Kopf nach unten sitzen.


    Den ersten "Unfall" habe ich sehr wohl verpaart, ob diese Dame eine Oothek ablegen kann, und vor allem, ob es tatsächlich mit der Befruchtung geklappt hat, das wird sich erst noch zeigen. Die zweite verunfallte Dame hat erhebliche Stoffwechselstörungen bekommen, sicherlich dadurch ausgelöst, dass die Verbindung zwischen Hals und Abdomen zu stark geknickt wurde. Als das Abdomen anfing, sich zu verfärben, habe ich sie eingefroren.


    Mein verbliebener "Pegasus" frisst weniger, als die Mädel ohne Fehler, macht aber nach wie vor einen stabilen Eindruck. Nur das Abdomen wird langsamer ablagedick. Sie sieht halt etwas anders aus, als geplant. Ich würde Deiner Freundin also raten, die Hierodula weiter zu pflegen, wie bisher, zu beobachten, ob sie ohne große Beeinträchtigungen über die Runden kommt, oder eben nicht.


    Mir ist diese Situation bislang ausschließlich bei Damen vorgekommen, nie bei den Männchen ... und auch nur bei meinen grünen Larven, noch nie bei meinen braunen. Ob das nun etwas aussagt, oder nicht ... ??? ... ich weiß es nicht.


    Hmmm, Tobias, würdest Du diese fehlgehäuteten Damen nicht verpaaren, weil sie es nicht hinbekommen haben und diese Eigenschaft an die Nachkommen weitergeben könnten, oder weil Du meinst, sie bekommen das nicht hin?


    Nachdenklich, Kornelia

    Unterstützende Mitarbeiterin im Sinne eines funktionierenden Forums ... ich danke für gute Zusammenarbeit ... ;)

  • Hallo Kornelia,


    je nach Fehlstellung wird es dem Männchen nahezu unmöglich werden auf das Weibchen ohne Komplikationen in Form von Wegrutschen zu kommen. Leider langen dann einige Mädels sogleich zu.


    Im umgekehrtem Sinne wird es dem Bock erschwehrt auf die Dame zu springen. Sie justieren sich in der Luft noch leicht mit den Flügeln nach, was somit kaum noch präziese möglich ist. Auch deformiert bei Männchen meist das gesamte Abdomen leicht nach oben, was sicher auch nicht die Verpaarung erleichtert.


    Vererbbar dürfte es nicht sein. Es ist mehr eine Unachtsamkeit des Tieres.


    Ãœbrigens brechen die Tiere vom einen auf den nächsten Tag vollkommen zusammen. Sie bewegen sich dann auch sehr schnell mit den Schreitbeinen zur typischen X-Form hin. Wovon dieses vorzeitige Ableben aber herrührt, vermag ich nicht zu sagen. Eine Vermutung ist da natürlich das sich die Innereien verdrehen und die Betreffende damit auf Dauer geschädigt wird.


    Die Verpaarbarkeit her hängt es aber sicher auch von der Schwere der Deformation ab. Wobei ich wage zu behaupten das dies eher noch eine Ausnahme sein wird (bei weitem nicht alle Tiere sind nicht mehr verpaarbar).


    Gruß
    Tobias

  • Hi Tobias,


    nachdem das eigentliche Thema behandelt wurde, erlaube ich mir mal, den Verpaarungsvorgang meiner Pegasus-Dame zu schildern:


    Das Männchen hatte wohl kleine Probleme in die richtige Position zu gelangen. Einmal aufgesessen, verblieb er dort dann für 4 (!!!) Tage. Ich habe ihn dann runter genommen.


    Die Schwierigkeiten: Nachdem das Weib stark "geknickt" ist, konnte das Kerlchen natürlich nicht so weit nach vorne, wie üblich. Er ist mit seinem Kopf deutlich hinter dem ihren geblieben. Heißt, er saß weiter hinten. Nachdem dieses Männchen recht groß geraten ist, stand natürlich sein Abdomen weit nach hinten über. Es hat gedauert, bis sie zusammen gefunden haben.


    Allerdings, durch diese Komplikationen (alles lief langsam, mit bedacht) ließ sich alles sehr, sehr schön beobachten ... die Errektion seiner Abdomenspitze, das Öffnen ihrer Abdomenspitze ... so habe ich es noch niemals mitbekommen.


    Nun, ich werde sehen, ob sie in der Lage sein wird, eine Oothek zu bauen.

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