Können Mantiden in der Dunkelheit sehen?

  • Hallo,


    ich mach ja jeden Abend noch eine "Abendrunde", bei der ich nochmal mit der Taschenlampe in die Terrarien leuchte und nach dem Rechten sehe. Neulich habe ich mein eines Idolomantis-Weib entdeckt, als es eine grüne Schabe verspeist hat. Es war ca. 22:30Uhr und dunkel. Da hat sich mir die Frage gestellt, ob Mantiden in der Dunkelheit sehen können? Weiß das jemand? Weil sonst hätten sie ja evtl. doch was von den grünen Schaben :crazy:


    Schöne Grüße

    Christine

  • Na wenn du mit der Taschenlampe funzelst ist ja nicht stockdunkel :) Vlt reicht wenn eine kleine Lchtquelle etwas an Licht abwirft. Heuschrecken usw können Ihnen z.B. Nachts gefährlich werden ;)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von cawi ()

  • Ja, wenn es nicht gerade ein Schwarzraum ist, reicht das Licht in unseren Wohnungen aus, um was erbeuten zu können. Meine hatten das auch getan.

    Die Gottesanbeterin hatte,
    Ihr Männi zum Fressen gern;
    Sie schlang eine Portion Gatte
    Und lobte mit Rülpsen den Herrn.

  • Nee, Carmen, ich hab nicht rumgefunzelt ^^ Hab nur mal kurz reingeleuchtet und da hatte sie die Schabe schon fast verputzt gehabt. Die hat sie sich also tatsächlich schon vorher geschnappt gehabt.

    Aber wie wir jetzt ja wissen, scheinen sie das durchaus öfters mal zu machen. Coole Sache, dass die Schabenzucht doch zu was nütze ist :)


    Schöne Grüße

    Christine

  • Schemenhaft dachte ich...Irgendwie war ich da wohl verkehrt. Die Nacht seh ich schwarz, zudem geht mir dann immer nicht runter ... warum, sie sich dann z.B von nächtlichen Räuber auch anfressen lassen würden. Seis drum...deine Schaben werden versorgt :)

    Grüße

  • Salut,

    von einen befreundeten Biologen habe ich erfahren - was auch auf Wikipedia so steht und daher für mich leichter (aufgrund STRG+C/V... ) wiederzugeben:

    " Es gibt drei unterschiedliche Typen von Facettenaugen, die sich in Aufbau und neuronaler Verschaltung voneinander unterscheiden:

    Die meisten Taginsekten haben Appositionsaugen.

    Nachtaktive Insekten haben optische Superpositionsaugen.

    Schnellfliegende Insekten (z. B. Diptera) haben neuronale Superpositionsaugen.


    Da die (meisten?) Mantiden ja tagaktive Lauerjäger sind, kommen wohl nur Appositionsaugen, die nicht für nachtaktives Verhalten geeignet sind. Aber wie schon Atlantis-Mantis schrieb - es wird sich nicht um einen Schwarzraum handeln - insofern...

    Gleichzeitig kann man ja erkennen, das sich wohl die Pubille die Einzelaugen der Facette wie bei uns so weiten, dass das ganze Facettenauge schwarz erscheint und so die Sehkraft bei Dunkelheit erhöht. Ob der Reflex zur Nahrungsaufnahme in der Nacht reduziert ist, konnte mein Bekannter nicht sagen - aber es gibt sicherlich dem "Anpassungsdruck" geänderte Verhaltensweisen bzw. auch eine Anpassung bezüglich Jagdaktivität (also vielleicht auch in der Nacht, wenn Mantidenjäger ruhen oder nicht so gefährlich sind - oder Beutetiere besser verfügbar sind).

    Mit herzliche Grüßen,

    Oliver

    I`m not obsessing. I`m just curious...

  • Lest ihr eigentlich nie richtige Literatur, nur dieses Internet-Zeugs? Wie bereits mehrfach von Mantodea-Spezialisten in diversen Arbeiten betont, haben Mantodea ein Appositionsauge, das aber zu abendlicher Pigmentwanderung fähig ist (deshalb die violetten Augen nachts), um nachts die verbliebene Lichtmenge besser ausnützen zu können. Man könnte im Prinzip von einer Art Restlichtverstärker sprechen. Dabei wird die Pigmentkörnchen-Abschirmung in den Pigmentzellen der Einzelommatidien so verändert, dass einfallendes Licht auch Nachbarommatidien erreicht und damit mehr als ein Einzelauge anregt. Das entspricht nicht einem optischen Superpositionsauge, wie es z. B. bei Nachtfaltern und Neuropteren zu finden ist, sondern ist eine Spezialentwicklung des Appositionsauges.


    Jeder, der schon mal selber Mantiden gesucht hat, weiß, dass die bei weitem meisten Arten am besten nachts zu finden sind, weil sie dann am aktivsten sind und aus ihren Verstecken herauskommen. Am wenigsten "nachtaktiv", also nachts relativ ruhig und nur selten beim Fressen anzutreffen, sind die Blütenmantidenverwandten, also alles Richtung Hymenopodidae und Empusidae. Trotzdem fressen auch diese nachts, wenn ihnen eine Beute gerade vor die Nase läuft.

    Die Gottesanbeterin hatte,
    Ihr Männi zum Fressen gern;
    Sie schlang eine Portion Gatte
    Und lobte mit Rülpsen den Herrn.

  • Hallo,


    scheinbar hast du (Atlantis-Mantis) den Text von Oliver nicht richtig gelesen.

    Er schrieb er hat die Info von einem Biologen, zitierte aber das was auch in Wikipedia steht, weil es stimmt was dort steht.


    Auch im Internet gibt es korrekte Literatur. Wir leben hier ja nicht mehr im Jahre 2000, sondern 2017.

    Da ist einiges passiert. Man muss eben nur schauen, dass die Website seriös ist.


    Grüße

    Grüße von Noa

    _____________________________________________


    In Gedenken an:

    Hierodula membranacea Khaleesi

    Hierodula membranacea Ramsay

    Creobroter gemmatus Nymeria

    Polyspilota cf. aeruginosa Grauwind

    Hierodula membranacea Hodor

    Chloroharpax modesta Sommer

    Hierodula membranacea Ronnie

    Creobroter gemmatus Blood Rain

  • In der üblichen entomologischen Literatur wird nur das normale Appositionsauge behandelt, und offenbar war das gerade im besagten Internet-Artikel auch der Fall. Spezialanpassungen, wie jenes der Mantodea, gibt es aber auch, das steht meist in den dickeren Schwarten. Es stimmt also nicht, dass das Appositionsauge generell nicht fürs Nachtsehen geeignet ist, und die Einteilung "Taginsekten haben Appositionsaugen" und "Nachtaktive Insekten haben optische Superpositionsaugen" ist so gesehen stark vereinfacht und für all jene irreführend, die nicht wissen, wo sie die richtige Info bekommen.

    Die Gottesanbeterin hatte,
    Ihr Männi zum Fressen gern;
    Sie schlang eine Portion Gatte
    Und lobte mit Rülpsen den Herrn.

  • Salut Atlantis-Mantis,


    >Lest ihr eigentlich nie richtige Literatur, nur dieses Internet-Zeugs?<

    Puh, da haben Sie leider recht - mir persönlich ist richtige Literatur eigentlich zu schwer: inhaltlich wie formal. Aber "Nina und die Schildkröte" und "Mein Esel Benjamin" - die habe ich noch gedruckt gelesen. Was und wo die anderen lesen, kann ich nicht beurteilen. Hmmm, und findet dieses Forum nicht auch in diesen sogenannten Internet statt? Da findet man doch auch so Zeugs, dass sich äusserst vernünftig anhört,
    wie...


    >Wie bereits mehrfach von Mantodea-Spezialisten in diversen Arbeiten betont, haben Mantodea ein Appositionsauge, das aber zu abendlicher Pigmentwanderung fähig ist (deshalb die violetten Augen nachts), um nachts die verbliebene Lichtmenge besser ausnützen zu können. Man könnte im Prinzip von einer Art Restlichtverstärker sprechen. Dabei wird die Pigmentkörnchen-Abschirmung in den Pigmentzellen der Einzelommatidien so verändert, dass einfallendes Licht auch Nachbarommatidien erreicht und damit mehr als ein Einzelauge anregt. Das entspricht nicht einem optischen Superpositionsauge, wie es z. B. bei Nachtfaltern und Neuropteren zu finden ist, sondern ist eine Spezialentwicklung des Appositionsauges.<

    Und jetzt ohne Ironie, das ist natürlich brilliant (für mein Verständnis als Laie) - und wenn Sie nicht damit beruflich zu tun haben - dann haben Sie Ihre Leidenschaft zur Wissenschaft gebracht. Ich glaube aber nicht, dass in diesen Forum generell dieses wissenschaftliche Niveau erwartet werden kann - denn dann wäre es doch auch fein, solche Arbeiten im Forum in einer eigenen Rubrik zu präsentieren. Aber natürlich ist es
    einen ja unbenommen, sich auch ohne akademische Weihen z.B. "Norwegian
    Journal of Entomology" reinzuziehen (gibt es auch ...psst... online einzusehen). Zum Glück sind die allermeisten wissenschaftlichen Arbeiten englisch publiziert.


    >Jeder, der schon mal selber Mantiden gesucht hat, weiß, dass die bei weitem meisten Arten am besten nachts zu finden sind, weil sie dann am aktivsten sind und aus ihren Verstecken herauskommen.<

    Das erklärt natürlich, wieso ich als Heranwachsender immer die gleiche Spezie gefunden habe... Aber diese Zeiten (Essigäther, Spannbrett, Ignoranz etc. ) sind lange vorbei,und ich suche meist nicht mehr aktiv in der Natur nach Fauna und Flora und kaufe lieber online.


    >Am wenigsten "nachtaktiv", also nachts relativ ruhig und nur selten beim Fressen anzutreffen, sind die Blütenmantidenverwandten, also alles Richtung Hymenopodidae und Empusidae. Trotzdem fressen auch diese nachts, wenn ihnen eine Beute gerade vor die Nase läuft. In der üblichen entomologischen Literatur wird nur das normale Appositionsauge behandelt, und offenbar war das gerade im besagten Internet-Artikel auch der Fall.<

    Hmmm, in meiner sehr überschaubaren entomologischen "Bibliothek" [ die aus manchen Gedanken zu Spinnentieren (Bellmann, Stern), Marienkäfern (Nötzold) und zwei Kosmosführern (Spinnen, Schmetterlingen) besteht] konnte ich gar nicht spezielles dazu finden. Im Brockhaus von 1996 (den habe ich aber offengestanden nur der Buchrücken wegen, die sich in einer bürgerlichen Bücherwand famos ausmachen) findet man jedoch zu den Facetten- oder Komplexaugen nur die Unterscheidung zwischen den
    Superpositions- im Gegensatz zu Appositonsaugen, OHNE Pigmentwanderung (wie Sie bereits ausgeführt haben). Die Unterscheidung zwischen neuronalen und optischen Superpositionsaugen fehlt oder war damals vielleicht noch nicht entdeckt/beschrieben. Der Internet-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Facettenauge, den ich der Beschreibung wegen herangezogen habe, beschreibt diese drei Unterscheidungen. Im übrigen wird dafür als Quelle Rüdiger Wehner, Walter Gehring: Zoologie. 22. Auflage. 1990, S. 407 ff. angegeben.
    Mein Bekannter, der im -Naturkundemuseum Mensch und Natur München-
    wissenschaftlicher Mitarbeiter ist (also der hat abgeschlossen und promoviert, und fährt nur der Leidenschaft wegen Taxi) hat hingegen wirklich eine beeindruckende Bibliothek (dennoch kein eigenes Werk über Mantiden..., aber Brockhaus UND Britannica - die Buchrücken sind auch nicht nach Farbe -wie bei mir- sortiert). Wirklich herrliche Literatur mit teils wunderschönen Drucken als Bebilderung - aber ehrlich gesagt, liest
    sich der meiste Kram wie Frankfurter Schule an. Teils sogar mit Frakturschrift - bei aller Liebe zu Adorno und Typographie: das geht über meinen Horizont...

    Insofern fürchte ich, wäre es Eulen nach Athen tragen Sie zu fragen, was Sie unter der üblichen entomologischen Literatur empfehlen, da es wohl einfach nicht für Laien geeignet wäre.


    In der üblichen entomologischen Literatur wird nur das normale Appositionsauge behandelt, und offenbar war das gerade im besagten Internet-Artikel auch der Fall. Spezialanpassungen, wie jenes der Mantodea, gibt es aber auch, das steht meist in den dickeren Schwarten. Es stimmt also nicht, dass das Appositionsauge generell nicht fürs Nachtsehen geeignet ist, und die Einteilung "Taginsekten haben Appositionsaugen" und "Nachtaktive Insekten haben optische Superpositionsaugen" ist so gesehen stark vereinfacht und für all jene irreführend, die nicht wissen, wo sie die richtige Info bekommen.

    Wie man sieht (hier auch ein Sorry für meine grammatikalischen, alternativen! Auslegungen und meine Zitatetechnik), bohre ich lieber dünnere Bretter als mich an dicken Entomologiewälzern abzuarbeiten - aber da ich ja auch etwas zu Anpassungsdruck faselte und mein "nicht geeignet " nicht mit "generell nicht" gleich zu setzen ist, finde ich "stark vereinfacht" und "irreführend" ein wenig polemisch. Und mit Ihren letzten Nebensatz tue ich mir als Agnostiker eher schwer - aber whatever - schon Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow sagte:

    Ein Leben ohne Mantodea ist möglich, aber sinnlos.

    Sorry, aber das steht genau so im Pschyrembel, direkt nach dem Artikel zur Steinlaus...

    I`m not obsessing. I`m just curious...

  • Salut cawi,

    vielen Dank für den Link; den hatte ich auf der Mantopedia übersehen - da ich aufgrund selektiver Wahrnehmung nur auf ein Thema fixiert war...



    Mit herzlichen Grüssen,

    Oliver

    I`m not obsessing. I`m just curious...

  • Mein Gott, das ganze Geschwafel und dabei das Thema verfehlt. Aber ich war anscheinend nicht deutlich genug: es geht nicht darum, ob etwas online zu finden ist (ich benutze auch pdfs, da brauch ich mich auch nicht an Buchrücken ergötzen), sondern ob etwas redaktionell oder von Kollegen gegengelesen und damit eine Freigabe bekommen hat, oder ob es das wirre Geblubber eines verwirrten Geistes ist. Und letzteres gibt es gerade bei Wikipedia und Co zur Genüge (und wenn ich mich so umsehe, auch hier im Forum). Die Minderheit an Wikepedia-Artikeln, die gut sind, wurde von Leuten geschrieben, die in ihrem Gebiet fast alleine sind und nicht dauernd von Deppen genervt werden, die ihre Artikel dauernd umschreiben. Bei Mantodea ist es leider so, dass jeder meint, mitschreiben zu müssen. Und so gesehen sind alle Artikel, die ich kenne, mangelhaft bis grottig oder schlichtweg aus besseren Werken abgekupfert.

    Die Gottesanbeterin hatte,
    Ihr Männi zum Fressen gern;
    Sie schlang eine Portion Gatte
    Und lobte mit Rülpsen den Herrn.

  • Hi, hab ein Hierodula Sp. Papua männchen. Er hatte sichtbar was an den Augen als ich ihn bekommen hatte. Jetzt sieht mann zwar nix, aber mir ist immer wieder aufgefallen das er mich bei Daemmerung nicht erkannt und sich erschreckt hatte, er ist losgelaufen und hat sich ueberschlagen, nicht gesehen wo er hin läuft, einmal hat er mich sogar mit nem Beutetier verwechselt und hat nach mir geschlagen, Fangschlag kein Abwehrschlag. Inzwischen habe ich festgestellt das der Kleine Nachtblind ist. Seine Augen verfaerben sich nachts nicht wie ueblich rot, mein Weibchen hat das Problem nicht, Sie ist nur etwas bekloppt 😅, Seit ich immer drauf achte das es hell ist wenn ich mich dem Kleinen naehere, ist alles gut. Hat schon mal jemand erlebt das eine Mantide nachtblind ist? Hat Jemand eine Ahnung woher das kommen koennte? Gruß