Erfahrungen mit Springschwänzen (Collembola)

  • Hallo zusammen,


    meine beiden Parablepharis kuhlii sind inzwischen fast adult und sollen in größere Terras umziehen. Bisher war die Einrichtung eher pragmatisch, jetzt will ich das Ganze aber ein wenig aufhübschen.


    Schon lange wollte ich mal ein feuchteres Terrarium mit tropischen Springschwänzen als Bodenpolizei ausprobieren. Die Terrarien habe ich mit einer unteren Schicht aus Tonkügelchen, einer mittleren Schicht Gartenvlies und oben einer Mischung aus Kokosfasern und Blumenerde (hoffentlich) passend vorbereitet. Sie laufen seit zwei Tagen ein, die Zielwerte erreiche ich mit ihnen auch problemlos.


    Heute kamen auch die Springschwänze an. Ich habe sie noch nicht eingesetzt, weil ich erstmal fragen wollte, ob von euch noch jemand Tipps zum Umgang mit den Tieren hat.


    Ich habe zum Beispiel mehrmals gelesen, dass man die Springschwänze nicht gemeinsam mit dem Substrat, in dem sie gekauft wurden, in das Terra einsetzen soll. Aber wie soll man die Tiere denn sonst handlen - die sind schließlich nicht größer als ein paar Millimeter? Da ich die P. kuhlii einzeln halte und befürchte, dass nicht genug Reste für die Springschwänze zum Vertilgen anfallen, will ich außerdem Fischflakes zufüttern. Ist das eurer Meinung nach sinnvoll?


    Ich freue mich über kurze Erfahrungsberichte von euch oder Meinungen zu Springschwänzen als Bodenpolizei generell. Sonstige Anmerkungen zu meinem Terrarium-Setup o.ä. sind auch sehr willkommen. Danke für eure Hilfe!

  • Hey,

    Am besten Erfahrung hatte ich mit Springschwänzen in meinem Hymenopus Terra. Hab die Packung Springschwänze, natürlich mit dem Substrat, mit dem sie geliefert wurden, ins Terrarium gepackt und sie nicht zusätzlich gefüttert. Der Bodengrund war immer sehr feucht und überm Boden war eine Temperatur von ca. 26°C. Haben sich super vermehrt und die Futterreste und, ich sag mal, andere Dinge, meiner Mantide, haben als Futter für die Springschwänze gereicht. Zusätzliches Füttern sollte aber nicht schaden, denke ich.


    LG

  • Hey Till,


    danke für deinen Bericht. Das klingt ja wirklich sehr unkompliziert. Ich denke, dein Hymenopus c. Terra ist von den Bedingungen auch ein guter Vergleich.


    Mein Substrat endet etwa 2 cm unter den Lüftungsschlitzen (nutze zwei ExoTerra Terrarien). Brechen einzelne Springschwänze auch mal aus oder sind die sehr an die Erde gebunden? Und konntest du sie auch beobachten, wie sie an Futter- und sonstige Überreste gingen? Das fände ich super, dann gibts im Terrarium noch mehr zu beobachten.


    Viele Grüße

  • Guten Morgen,



    Springschwänze sind an sich unkompliziert, wenn auch nicht so effektiv wie Asseln, wenn es um das Beseitigen von Futterresten, Kot, etc. geht. Letztere ziehen sich ihre Nahrung gerne in den Boden was Springschwänze nicht machen/können.



    Der Bodenaufbau ist nicht verkehrt. Es gibt dafür aber auch zig andere Kombinationen, welche auch funktionieren. So bevorzuge ich mittlerweile eher ein eher grobes Gemisch aus Pinienrinde, Spaghnum und Kokoshumus als Abdeckschicht der Drainage welches weniger schnell verdichtet als nur feine Medien.



    Das der Boden der Springschwanzdosen nicht in die Becken kommen soll kenne ich nur von den Froschlern und da hat es den Hintergrund das deren Pfleglinge Darmvorfälle bekommen, wenn sie feine Substrate beim Beutefang aufnehmen.

    Man bekommt sie aber auch vom Boden getrennt, wenn man die Zuchtbehälter mit Wasser auffüllt. Springschwänze "schwimmen" auf der Oberflächenspannung des Wassers. Ist aber eine Sauerei da der Boden teils erstmal mit aufschwimmen wird.

    Eine weitere saubere Möglichkeit ist es den Zuchtansatz einfach ins Terrarium zu stellen und sonst nicht weiter zu beachten. Heißt nicht füttern, abdecken oder sonst was. Die suchen sich dann ihren Weg.



    Zufüttern ist auch sinnig und hält die Population hoch. Nur würde ich zu Springschwanzfutter raten und nicht zu puren Fischflocken. Diese schimmeln eher und es dauert nur unnötig länger bis sie verbraucht wurden. Springschwänze gehen zwar an Schimmel, aber eher zögerlich und mit einer geringeren Vermehrungsrate als bei passenderem Futter.



    Was das Flüchten angeht, ja sie türmen auch. Teils sogar hundertfach in Verlauf von Wochen, aber sie sterben außerhalb von einem feuchten Umfeld binnen kürzester Zeit. Meist findet man nur Anhäufungen von Toten unter Kaminlüftungen und anderen Plätzen (Beim Exo findest vermutlich garnichts).



    Als Futter für kleine Mantidenarten sind Springschwänze auch kaum wegdenkbar. Aber wenn es dir nur um die Reinigung der Becken geht bist du mit Asseln besser beraten. Die tropischen Weißen sind hier die unkompliziertesten. Kubaner sind auch richtig heftig was den Futterumsatz angeht, aber ich traue ihnen nicht was das Anfressen von Ootheken angeht.

    Asseln gehen aber ab einer gewissen Populationsstärke ohne Zufütterung auch an frisch eingesetzte Pflanzen. Was wiederum nur zeigt was sie umsetzen können.



    Das Thema ließe sich noch um soviel tiefe erläutern, aber dann gehts hier deutlich über die Seiten hinaus 😉

  • Hi,

    Wir baben überall Springschwänze drin, zum Teil haben wir die auch bewusst eingesetzt ;)


    Zufüttern würd ich aber nur dort wo du sie als Futter brauchst, zum Aufräumen würd ich so wie Tobi auf weisse Asseln und/oder Desmoxytes planata (die machen das auch überraschend gut und sehn dabei noch gut aus) setzen.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

    Die Kultur von Honigbienen ist kein Naturschutz.

  • Ja das Bewusst und Unbewusst ist bei denen wirklich immer so ein Thema, sie finden sich überall ein. Hatte sogar mal einen Gießtopf der über und über bevölkert war 😬


    Den Bandfüßer traute ich nie was Ootheken anging. Habt ihr da was gesehen ?

  • Hi,

    Da die sogar weiche Schneckeneier am Leben lassen kann ich mir nicht vorstellen das die an Ootheken gehn.

    Aber zugegeben haben wir keine Mantidenbecken die für die Desmoxytes geeignet wären.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

    Die Kultur von Honigbienen ist kein Naturschutz.

  • https://www.mantopedia.de/index.php?title=Collembola



    Springschwanzfutter gibts zu kaufen, es lohnt sich um sie zu kümmern. Braucht man sie als Futtertiere z.B. im Becken, ist es sehr schlau eine laufende Zucht im Becken in Gang zu bekommen, bestenfalls bevor die Nachzucht der z.B. Rindenläufer da ist.


    https://insektenliebe.com/de/shop/springschwanzfutter/ z.B. zum Kaufen


    selber habe ich gern auch mal Trockenhefe benützt, iw wurde das aber auch bemängelt und es gab bessere Möglichkeiten. Hat man erst mal verschmeckt wie klasse die im Becken laufen können....mega.

    https://ruhrpottfrogs.jimdofree.com/futter/springschwänze/


    gibt mega viele Infoquellen im Netz , vorallem bei Tierhaltern die echt auf das Futter angewiesen sind. Da wird vorher mit dem Futter „ geübt „ Zucht usw...weit bevor die eigentlichen Tiere einziehen.


    Gabriel ... mega schön dich wieder zu lesen, war schon richtig langweilig.

  • Hey ihr alle,


    danke für eure tollen Tipps! Habe direkt nachgerüstet und weiße Asseln sowie spezielles Futter für Springschwänze und Asseln nachbestellt. Bin sehr gespannt, wie die Terras mit den ganzen Bewohnern drin dann laufen.


    Asseln finde ich sowieso sehr interessant. Wer weiß, vielleicht ist das jetzt der Startschuss für den Einstieg ins Assel-Game.

  • Moin...


    Das Springschwanzfutter von Insektenliebe haben wir auch seit Kurzem hier.

    Das wird von allen unseren Destruenten liebend gern gefressen, meinerseits dazu also 'ne Kaufempfehlung :) (Plus, der Chef des Shops is 'n netter Kerl, den darf man schon unterstützen ;) )


    Den Bandfüßer traute ich nie was Ootheken anging. Habt ihr da was gesehen ?

    Da die sogar weiche Schneckeneier am Leben lassen[...]

    Dazu hol ich etwas weiter aus:


    Die benannten Schneckeneier sind in dem Fall die Eier meiner C.excellens.

    Die Eier der Art sind ledrig weich, und direkt nach der Ablage eher "verschrumpelt" (wie ein Ball der zu wenig Luft hat). Mit fortschreitender Entwicklung der Babyschnecke im Ei wird das Ei praller und "bläht" sich auf, bis es kurz vor dem Schlupf vollständig rund ist. Zerbrechen kann man die Eier im Gegensatz zu Eiern anderer Schneckenarten nicht, wenn man sie zwischen den Fingern zerdrücken will zerreisst die Schale stattdessen.

    Die Eier sind also wirklich weich. Nicht Gelee-artig, aber nur mit einer dünnen, lederartigen Schale und damit definitiv nicht vor Fressfeinden geschützt.


    Die Desmoxytes haben wir seit Frühling(?) mit im Terrarium, nachdem es mal wegen eines kurzzeitigen Einzugs von anderen, ungeliebten Mitbewohnern gereinigt wurde, die mir sämtliche(!) Eier weggespachtelt haben.

    Seitdem hab ich keine Gelegeverluste mehr feststellen können.



    Sie tanzen übrigens auch regelmäßig auf den Schnecken (auch auf Jungtieren) rum und putzen auch die direkt, an den Tieren vergreifen sie sich dabei nicht. Beim ersten Mal hat mich das etwas erschrocken (weißt eh, der Gedanke "oh shit gleich nochmal ausräumen"), nachdem der kleine Drache aber weiter auf der Schnecke rumtanzte und ihr die Augen abgeleckt hat, und die Schnecke dabei ganz entspannt weiter gefressen hat ohne dass das Auge schütt ging, find ichs inzwischen ganz süß :whistling:



    Zu anderen Arten haben wir nicht wirklich Erfahrungswerte, da das Caracolus-Becken so ziemlich das Einzige ist wo die Desmoxytes bisher Fuß fassen konnten/eingesetzt wurden. So "freundlich" wie sie gegenüber meinen kleinen Dusseln sind, kann ich mir aber nicht vorstellen dass sie anderen Mitbewohnern was täten.


    -Kraehe

  • Hatte gestern mit Fichte auch das Thema was das Futter anging. Vor einigen Jahren hatte ich mal ein ganz Tolles von Privat bekommen. Leider den Kontakt natürlich verschusselt. Danach kam ein Mix aus dem Handel, welcher aber weniger gut ankam und auch schnell schimmelte. Mittlerweile bin ich auf purem Lori (Orlux) angekommen welches bei vielen Mischungen (auch bei Drosi-Instant) beigefügt wird und bei einigen Leuts auch ”pur“ (ist eh auch eine Mischung für das Anrühren eines Breis für Loris 😉) über Jahre ohne Zicken lief. Toll an dem Zeug, es schimmelt nicht und ist ein feines Pulver 😉

    Es riecht unheimlich fruchtig, eben für fruchtfressende Vögel.


    https://ricos-futterkiste.eu/orlux-lori-or044.html


    Mit einem Start in die Welt der Asseln war ich auch mal ganz euphorisch und tauschte ein paar. Nachdems mir die Ootheken der Haanias restlos weggefressen haben besann ich mich wieder zurück und sammelte sie Mühevoll wieder raus.
    Daher auch meine Bedenken bei den Drachenläufern. Ich traute denen absolut nicht, aber das klingt klasse mit dem Zusammenspiel eurer Schnecken Merle

  • Hi,

    Mit einem Start in die Welt der Asseln war ich auch mal ganz euphorisch und tauschte ein paar. Nachdems mir die Ootheken der Haanias restlos weggefressen haben besann ich mich wieder zurück und sammelte sie Mühevoll wieder raus.

    Daher auch meine Bedenken bei den Drachenläufern. Ich traute denen absolut nicht, aber das klingt klasse mit dem Zusammenspiel eurer Schnecken Merle

    Jap, Asseln kommen bei uns nur noch weisse in die Becken, alle andren Asseln dürfen/müssen einzeln leben. Die machen den Aufräumjob zu gut ;)

    Ich hab die Desmoxytes auch in 3 Phasmidenbecken (Eurycantha, Lamachodes, Autolyca) und kann auch da nichts negatives erzählen.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

    Die Kultur von Honigbienen ist kein Naturschutz.

  • Hallo zusammen, ich nochmal.


    Inzwischen sind auch weiße Asseln eingezogen, dazu hab ich das Springschwanz- und Asselfutter bestellt. Wird auch sehr gut angenommen, soweit ich das bisher beobachten konnte.


    Eine Frage noch: Während die LF nachts wenn das Licht aus ist nach dem Sprühen auf über 90% klettert, fällt sie tagsüber bei aktiviertem Licht und 30 Grad dann doch rapide auf knapp unter 50%. Abends ist der Bodengrund dann auch recht trocken, zumindest direkt an der Oberfläche. Ich sprühe daher jeden Abend, um ihn wieder feucht zu kriegen.


    Während diese Bedingungen für P. kuhlii ideal sind, hoffe ich, dass mir langfristig die Aufräumer nicht kaputt gehen. Ich habe schon ein großes Rindenstück reingelegt, unter dem sich die Feuchtigkeit tagsüber hoffentlich ein bisschen hält. Werde auch noch Sphagnum-Moos verteilen. Ich überlege auch, ob ich eine "feuchte Ecke" einrichten soll, wo ich extra viel sprühe. Macht das Sinn?


    Habt ihr noch Tipps? Glaubt ihr, diese Bedingungen sind für Springschwänze und insbesondere weiße Asseln gefährlich?


    Danke für eure Hilfe!

  • Hallo Nyarlathotep,

    mit weißen Asseln kenne ich mich zu wenig aus. Aber in Punkto Springschwänze reicht ne kleine Fläche Wasserschale. Damit kommen die auch durch trockenere Phasen. Bei meinen Skorps hatte ich auch lange welche drin, die sich da selbst angesiedelt hatten. Wasserschale und die Feuchtigkeit unter den Steinen hatte denen voll und ganz ausgereicht. Haben sich auch gut vermehrt.

    Und ich könnte mir vorstellen, dass die Asseln auch damit zurecht kommen. Aber ob die langfristig damit klar kommen also sich in entsprechender Anzahl vermehren, kann ich dir nicht sagen. Mir sind damals als ich in meinem Asselterra Fadenwürmer und Milben entdeckte und dann auf trockener umstellte leider auch die Asseln eingegangen. Also wenn's zu trocken wird, dann werden die Asseln irgendwann Sternen ohne sich vermehrt zu haben und dann sind keine mehr da 😕


    Liebe Grüße,

    O.

  • Moin...


    Wenn Du irgendwo ein Rindenstück einlegst bleibts darunter feucht genug für die Asseln. Bei mir im Natternbecken, das übern Winter 3 Monate leer ist und auch solange spärlich bis gar nicht gegossen wird (also nur für die Pflanzen sofern überhaupt welche drin sind...und die hab ich alle umgebracht über den Rekordsommer 2020 sowie den Neubesatz voriges Jahr versaut :P also ist momentan gar nix mit gießen) überleben die Biester allesamt unterm Wassernapf in der Restfeuchte von der Schlangensaison.


    Wenn regelmäßig gesprüht wird passt das also sicher.


    -Kraehe

  • Super, das klingt gut.


    Wie machst du das mit dem Füttern? Ich gebe aktuell alle 2-3 Tage eine kleine Löffelspitze Springschwanz- bzw. Asselfutter hinein. Bisher hab ich das immer nach dem Sprühen gemacht.


    Sollte man diesen Futterklecks dann nochmal ansprühen? Oder können die Tiere das Gemisch auch unbefeuchtet fressen? Hatte etwas Angst wegen Schimmel. Die Asseln sollten den zwar fressen, aber aktuell hab ich noch nicht wahnsinnig viele von ihnen drin.


    Außerdem: Ist es normal, dass man sie kaum zu Gesicht kriegt? Die Springschwänze sehe ich oft, die Asseln gar nicht. Habe auch nachts mal reingeleuchtet, da war niemand unterwegs. Die Rinde liegt etwas unzugänglich, deshalb habe ich sie noch nicht umgedreht um zu gucken, ob jemand darunter sitzt.


    Sorry für die ganzen Fragen - gefühlt war es mit den Mantiden bisher leichter, die sieht man wenigstens immer und man weiß, was los ist ^^

  • Weiße Asseln sieht man so gut wie garnicht und meist auch nur offen, wenn sie vom Licht überrascht werden und der Untergrund noch feucht genug von der Nacht war. Sie sind bei weitem nicht so offen unterwegs wie zum Beispiel Kubaner bei denen man immer mal wieder eine flitzen sieht.


    Das Futter wird trocken gefressen bzw. zieht sich die Feuchtigkeit und verläuft sich angesprüht nur im Boden. Besser weniger als Zuviel füttern und sich langsam an das rantasten was sie brauchen. In laufenden Zuchtansätzen streut man da sehr großzügig auch rein, wenn’s genug Tiere sind. Da bewegt sich aber der ganze Boden 😉