Naja, wenn ich es richtig sehe, versucht Leonie gerade Infos zu bekommen, bevor die Ootheken eintreffen, was sie von all jenen unterscheidet, die sich Idolomantis zulegen und erst zu fragen beginnen, wenn die Tiere den Löffel abgeben. Und ganz ehrlich, wer von Euch würde dankend ablehnen, wenn man die Art geschenkt bekäme - Auch nur diejenigen, die bereits wissen, dass sie weder den Platz noch die nötigen Temperaturen oder passendes Futter zur Verfügung haben. Und manche werden auch erst dann darauf gekommen sein, nachdem sie es ausprobiert hatten.
Wer sich auch mit der Haltung anderer Tiergruppen beschäftigt oder Vergleichsmöglichkeiten hat, wird die Sache in einem anderen Licht sehen, als diejenigen, welche sich deshalb für Insektenhaltung entschieden haben, weil viele der Arten wenig Platz sowie einen geringen technischen Aufwand benötigen und relativ billig zu bekommen sind. Bei Idolomantis treffen sich dann zwei Welten - auf der einen Seite all jene, bei denen ein großes Terrarium mit ordentlicher Beleuchtung her müsste, auf der anderen gibt es dann aber auch diejenigen, welche krampfhaft versuchen, mit Energiesparlampen und Wärmestau in Kleinterrarien eine Feuchtsavanne nachzuahmen oder das, was sie sich auch immer darunter vorstellen mögen. Wenn dies funktionieren würde, könnte ich mir Geld sparen.
Ich kenne weder Leonie noch ihre Eltern, genau deswegen weiß ich auch nicht, ob die Anschaffung eines größeren Terrariums mit entsprechender Beleuchtung machbar wäre oder nicht, es ist auch nicht meine Baustelle. Und wenn ich mir ihre Fragen ansehe, geht es eben auch darum abzuklären, ob es stimmt, was sie bisher über die Haltung dieser Art gelesen hat. Im Netz findet sich auch viel Mist. Wie soll man etwas bewerten, das man nicht kennt, ohne sich zu informieren, Fragen gehört dabei dazu. Wenn jemand erst versemmelt und dann fragt, würde meine Antwort anders aussehen, bis jetzt hat sie weder Ootheken noch Larven und ob die beiden Hefte noch zu haben sind, weiß ich nicht.
Gelege mit befruchteten Eiern zu bekommen, heißt erstmal aber nicht automatisch, dass auch Larven schlüpfen. Schuld daran kann dann vieles sein, auch eigene Fehler bei der Inkubation, weshalb die Anschaffung von neuen Becken eventuell umsonst sein könnte.
Idolomantis ist eine wunderbare Art, aber sie wird groß und hat ein paar Eigenheiten, die man bei der Haltung beachten muss, sonst können Probleme auftreten. Ein Punkt ist die Temperatur, denn eine Dauerhaltung unter 28 °C wäre der erste Fehler. Bei 30 °C (am Tag) funktioniert die Aufzucht recht problemlos, solange auch der Rest passt. Die Tiere gehen auch gern in wärmere Bereiche bis 35 °C und teils darüber, wenn sie bei Bedarf wieder in kühlere ausweichen können. Wenn trotz passender Temperaturen die Tiere nur selten im Lichtkegel einer Lampe sitzen, benutzt man die falsche Beleuchtung.
Zwangsläufig hat auch die Lüftung mit der Sache zu tun, denn durch sie strömt ständig Luft in das Becken. Diese Luft hat die gleiche Temperatur wie der Raum, in dem das Terrarium steht. Warme Luft steigt auf, durch die obere Lüftungsfläche nach außen, während durch die untere wieder Raumluft ins Becken nachströmt. Je nach Temperaturen inner- und außerhalb des Terrariums, der Größe der Lüftungsflächen und dem dabei verwendeten Material, lässt sich die Luftzirkulation im Becken verändern. Ein starker Einstrom kühler Raumluft sorgt in bestimmten Bereichen für niedrige Temperaturen, das Licht mit zunehmender Nähe zur Lampe für jeweils höhere. Je weiter man sich von der Lampe entfernt, desto näher liegen die Werte im Bereich der Raumtemperatur, wenn an der Stelle ein entsprechender Luftaustausch stattfindet. Drosselt man die Lüftung, „hält“ sich die erwärmte Luft im Becken länger und auch die Luftfeuchtigkeit lässt sich leichter auf höhere Werte einstellen, weil das verdunstete Wasser schlechter nach außen gelangt. Bei Arten, die teils auch mit Trockenheit zurechtkommen müssen, hatte ich immer Probleme, wenn drei Sachen zusammentrafen, hohe Temperaturen, schlechter Luftaustausch und Wasser.
Hohe Temperaturen sind aber für das Funktionieren der Tiere wichtig, die dann aber auch ihren Wasserverlust ausgleichen müssen, entweder über die Nahrung oder über Wassertropfen, die sie aufnehmen, ohne dabei aber auf Dauer in einer Sauna zu sitzen. Auch während der Inkubation der Ootheken kommt man nicht am Sprühen vorbei. Bei mir sind die Lüftungsflächen deshalb relativ groß, aber aus einer feinmaschigen und hitzebeständigen Kunststoffgaze, und ich sprühe meistens täglich. Die Umgebungstemperatur der Becken (120x60x60 cm/LxTxH) beträgt momentan ca. 25 – 27 °C am Tag. Um im Terrarium in Bodennähe auf noch auf 28 °C zu kommen, verwende ich im Winter mittlerweile zwei Lampen mit 100 W und 75 W, im Sommer reichen mir zwei 50 W –Strahler. Der wärmste Ort ist oben, direkt unter der Beleuchtung, weite Bereiche liegen aber bei ca. 30 °C. Ich glaube, Yen hat seine Tiere tagsüber wärmer gehalten, müsste auf seiner Seite zu finden sein. Wenn ich eine schwächere Beleuchtung verwende, rücken die Tiere zusammen und in die Nähe der Lampen, damit verschenkt man aber mächtig viel Platz im Terrarium, wenn sich die Tiere nur im oberen Bereich aufhalten, somit würde dann auch ein niedrigeres Becken genügen, nur passen da eben weniger Tiere rein.
Eine schöne Sache an der Haltung dieser Tiere ist die Möglichkeit, sie in Gruppen zu halten, das kann Arbeit bei der Pflege sparen. Prinzipiell lässt sich Idolomantis während der ersten Larvenstadien auch in ca. 20x20x20 cm großen Fürst-Boxen ziehen, wenn man die Haltungsparameter beachtet. Bei mehr als 5 L1 nimmt die Zahl an Ausfällen zu. Nach ein paar Häutungen reicht aber der Platz nur noch für eine und selbst damit ist dann im letzten Larvenstadium Schluss. Häutungsfehler sind dabei häufiger, als bei einer Aufzucht in größeren Behältnissen. Dort ist die Futterversorgung der L1 aber genau zu beobachten, sonst fallen auch dort Tiere aus, wenngleich wegen einer anderen Ursache.
Die Verwendung eines großen Terrariums bietet einige Vorteile. Eine der billigsten Möglichkeiten sind Styrodur-Becken. Durch die Größe der Platten bietet sich ein Maß von ca. 120x60x60 cm an. Allerdings braucht es entsprechende Lampen, um solch ein Terrarium bis zum Boden zu beheizen. Die Lüftung lässt sich an die lokalen Bedingungen anpassen und es ist trotz seiner Größe unheimlich leicht.
Die L1 gehen an große Obstfliegen, an Ofenfischchen sowie an kleine Goldfliegen, falls man im Handel geeignete Futtertiere sucht. Ab L3 gibt`s Schmeißfliegen in rauen Mengen, bei passenden Temperaturen häuten sie sich dann anfangs alle 10 – 14 Tage.
Die wachsenden Tiere benötigen entsprechend zunehmend mehr Raum für sich. Sitzen die Tiere zu dicht, reduziert sich ihre Zahl automatisch durch gegenseitiges Verletzen, durch Störungen während einer Häutung oder durch den Stress, den häufige Begegnungen mit Artgenossen und die dadurch bedingte Unruhe innerhalb der Gruppe hervorrufen können. Beschädigte Tarsen und Beine erhöhen dann wieder das Risiko, während der nächsten Häutung abzustürzen. Bei Futterknappheit schnappen hungrige Tiere außerdem nach sich gerade häutenden Artgenossen in ihrer Nähe. Dies sind nur Beispiele, weshalb sich die Anzahl bei zu großen Gruppen von selbst verringert, falls man nicht rechtzeitig Larven in andere Terrarien umsiedelt oder sich ein größeres Behältnis verschafft. Übrig bleiben sonst häufig die kräftigsten Tiere oder die mit den wenigsten Schäden, nicht selten dann überwiegend Weibchen, was sich später beim Verpaaren rächen kann, aber auch für andere Arten gilt. Somit bleibt es im Ergebnis dann auch völlig gleich, ob 20 oder 140 Larven schlüpfen, denn es bleibt bei einem zu kleinen Becken ohnehin meist die gleiche Anzahl übrig. Je weniger Platz mit geeigneten Bedingungen zur Verfügung steht, desto weniger Tiere sitzen am Ende im Terrarium. Der Rest steht im Haltebericht hier im Forum.
In der Aquaristik oder in der Reptilienhaltung wird erheblich mehr Aufwand betrieben, um manche Arten zu halten oder zu züchten. Wer jetzt sagt, das wären völlig verschiedene Dinge, sollte daran denken, dass der Lebensraum der Tiere ihre Haltungsbedingungen vorgibt. Je näher man an optimale Bedingungen herankommt, desto weniger Probleme treten auf. Manches bekommt man mit weniger Aufwand hin, anderes nicht. Die Tiere haben nur die Wahlmöglichkeiten, die man ihnen bietet, wählt man schlecht, haben die Tiere Pech. Wie man die Sache bei sich daheim umsetzt, muss jeder selbst entscheiden.
Grüße und ein gesundes Neues