Hallo
Ich will etwas zu den vielen Fragen die hier schon aufgeworfen wurden sagen. Bevor ich zu den Gottsanbeterinnen komme, will ich aber erst noch kurz etwas zu dem Katzenbeispiel sagen, dann wird vieles sicher besser verständlich.
Also unsere Hauskatzen stammen alle von der Unterart Felis sylvestris lybica aus Ägypten ab. Aus diesen wurde dann die gewaltige Vielfalt von Hauskatzen gezüchtet. Die gehören aber auch alle zur gleichen Art wie unsere Wildkatze Felis sylvestris sylvestris. Durch die Zucht von Haukatzenrassen wurden bestimmte Merkmale, die den Züchtern gefielen herausselektiert. Allerdings geht dies nicht mit Schaffung neuer genetischer Information, sondern mit genetischer Verarmung einher, wordurch eben bestimmte Merkmale verstärkt zur Ausprägung kommen. Die Zucht von neuen Arten ist grundsätzlich nicht möglich. Das sollte schon mal eine der Eingangsfragen beantworten. Allerdings meintest du wahrscheinlich sowieso eher Tiere die anders aussehen als alles was vorher da war. Das ist natürlich schon möglich, nur ist die Kreuzung von Arten dazu nicht nötig und nicht sinnvoll. Das Gedankenexperiment ist interessant aber ich schließe mich bei dem Thema sodalis an, ich finde das auch nicht wünschenswert. Mich begeistert die natürliche Vielfalt so sehr, da will ich nicht reinpfuschen.
So dann mal zum Hundebeispiel. Vom Chihuahua bis zum Bernhardiner... Auch ein nettes Gedankenxperiment. Ist das alles noch eine Art? Wir wissen es ist eine Art, aber was ist denn eigentlich eine Art? Das Problem ist, dass der Evolution das egal ist. Den Begriff haben wir Menschlein uns ausgedacht, aber die Evolution macht eben nicht einfach klack.. und eine neue Art ist entstanden, die eben noch eine Unterart war. Die Ãœbergänge sind immer fließend. Genauso auf Gattungsniveau. Gehört die Art YZ jetzt noch zu der Gattung wie Art XY oder ist das eigentlich schon eine eigene Gattung....? Aus dem Grund werden Arten ja auch immer wieder umbenannt. Mir persönlich ist es deswegen eigentlich ziemlich egal ob ein Tier jetzt zu einer Unterart, Art oder eigenen Gattung gehört. Hauptsache ist, es gibt eindeutige Namen, damit jeder weiß wovon gesprochen wird und Informationen zu Verwandschaftsbeziehungen zu ähnlichen Arten.
In einigen Beiträgen wurde eine Art als Art "definiert", wenn sie sich nicht mit Tieren anderer Arten kreuzen lässt. Das bedeutet die Tiere einer Art haben einen "eigenen Genpool", der sich nicht mit dem anderer Arten vermischt. Dazu braucht es natürlich Mechanismen die das verhindern. Diese Mechanismen können ganz verschieden sein - mal wieder typisch Natur... Ein Beispiel ist das "Schlüssel-Schloß-Prinzip" der Geschlechtsorgane. Viele ähnlichen Insektenarten lassen sich nur anhand der Geschlechtsorgane unterscheiden. Diese sind so gestaltet, dass nur die Organe einer Art ineinander passen, wie Schlüssl und Schloß. So wird die Vermischung von Arten verhindert. Das ist sicherlich auch bei Mantiden verbreitet. Andere Beispiele wären unterschiedliche Pheromone, Balzrituale, Gesänge bei Vögeln und Schmetterlingen usw.... Somit ist die Kreuzung von Arten vielfach unmöglich, oft aber eben doch nicht. Besonders in Gefangenschaft ist so einiges kreuzbar, oft sind die Nachkommen unfruchtbar, oft genug aber auch fruchtbar. Beispiel: Die Nachtigal: Ihr nächster Verwandter ist der Sprosser. Auch ein begnadeter Sänger, der weiter östlich verbreitet ist. Im Grenzgebiet der Arten in Ostdeutschland kommt es zu Kreuzungen, die Jungen sind fertil. Hier ist der Mechanismus, der die Arten trennt zum großen Teil einfach räumliche Trennung. Durch die lange räumliche Trennung der Arten, wurden eben keine absoluten Trennungsmechanismen geschaffen die Kreuzungen vermeiden, wenn beide Arten im gleichen Gebiet aufeinander treffen. Ich schäze mal es wird auch einige Mantiden Arten geben, die sich kreuzen ließen.
Als letztes noch ein Mantiden Beispiel. Unsere beiden Empusen Arten in Europa. Hier war räumliche Trennung bestimmt ein wichtiger "Motor" zur Artentstehung. Wahrscheinlich gab es einmal eine Art. Dann kamen die Eiszeiten, die die Verbreitungsgebiete stark verkleinerten, bzw. nach Süden verlagerten. Dadurch wurden Populationen voneinander (räumlich) isoliert und über die Zeit entstehen 2 Arten aus einer. Eine Art im östlichen Mittelmeerraum und eine im westlichen.
So, das war's. Ich hoffe ich habe mehr aufgeklärt als verwirrt. Hab mir Mühe gegeben.
Herzliche Grüße Jens