Moin,
auch auf die Gefahr hin dass ich mich damit jetzt unbeliebt mache, aber ich möchte mal einen ganz anderen Punkt ansprechen als die Dramatik des Todes. Und zwar den Umstand dass das Mädchen im Alter von 14 Jahren (oder war sie schon 15?) jemandem, den sie nicht kannte, ein Foto ihrer (nackten) Brüste geschickt hat.
Die erste Frage die das bei mir aufwirft: Wie sie die Möglichkeit dazu hatte.
Eine mögliche Erklärung ist, dass sie in diesem zarten Alter bereits im Besitz eines eigenen Rechners im Kinderzimmer war, dazu eine Digi-/Webcam und unbeaufsichtigten Internetzugriff. Und die Frage, die DAS widerum in mir aufwirft ist:
Ist es denn wirklich notwendig für ein 14jähriges Kind, einen eigenen PC zu besitzen?
Als ich in dem Alter war hatte ich noch nicht einmal ein eigenes Telefon, geschweige denn dass ich einen eigenen Rechner bekommen hätte. Muttern stand immer mal wieder hinter mir, wenn ich den PC (der im Wohnzimmer meiner Eltern stand) benutzt habe, um zu chatten. Eine eigene Kamera oder ein eigenes Handy? Fehlanzeige. Sicher hat mich das manchmal tödlich genervt, aber auf diese Art und Weise hatte ich nicht einmal die Möglichkeit, online irgendetwas zu tun, was ich später vielleicht bereut hätte.
Einen Teil der Schuld sehe ich hier definitiv in der "verdigitalisierung der Welt", und darin dass manche Eltern (auch wenn ich es denen des Mädchens so nicht vorwerfen möchte - immerhin sind die genauen, privaten Umstände weitgehend unbekannt) den PC (manchmal auch den Fernseher, was zwar nicht besser aber immerhin ein bisschen "ungefährlicher" ist als das Internet) als gemütlichen "Parkplatz" für ihr Kind ansehen. Ebenso wie Gruppenzwang aus Schule und sonstigem Umfeld zu Dingen wie Markenklamotten, Smartphone und so weiter drängen, dem viele Eltern nachgeben. Dinge, die ich nie bekommen habe, nur "weil alle Anderen das auch haben".
Geschadet hat es mir nicht.
Noch ein Punkt von dem ich mir unsicher bin ob er schon Aufmerksamkeit fand:
Das Mädchen wurde zwar online gemobbt, das aber von ihren Mitschülern (und Mitläufern - die gibt es überall). Als ehemaliges Mobbingopfer kann ich nur sagen, dass das gemobbe an sich auch ohne Internet passiert wäre, wenn auch vielleicht nicht in dem Ausmass/auf anderen Wegen.
Wege, jemanden blosszustellen oder zu verletzen finden sich immer, auch wenn man dazu nicht einmal körperliche Gewalt anwenden oder ihm/ihr ins Gesicht sehen muss (und dafür braucht man aus eigenen Erfahrungen wirklich kein Internet).
Was soll ich sagen.
Meiner Meinung nach ist der Tod des Mädchens sicherlich tragisch, allerdings wurden die Grundsteine dafür gewiss nicht ausschliesslich im Internet gelegt.
-Kraehe