Hallo beisammen,
seit ca April gehöre ich nun auch zu der illustren Gruppe derer, die sich eine Gottesanbeterin eingebildet und angeschafft haben. Zugegebenermaßen ohne wirklich zu wissen, was da auf einen zukommt. Aber das Tier ist nun da, das Terrarium hübsch eingerichtet und dem Insekt geht’s gut.
Ich habe sehr schnell festgestellt, dass meine mir als Hierodula Membranacea verkaufte (was sie nicht ist, aber was sie denn nun ist weiß auch ich nicht, könnte aber Hierodula Sphodromantis sein… oder auch nicht) pflegeleicht ist und keine Probleme in irgendeiner Art und Weise macht.
Ganz anders verhielt es sich zu meiner Überraschung mit den Futtertieren, den Ägyptischen Wanderheuschrecken aus dem Dehner.
Da ich nun kein Biologe bin, sondern ein Chemietechniker, musste ich mein Google-Fu bemühen und bin über allerlei Tipps, Absonderlichkeiten, Mythen, Tricks und Hilfen gestolpert. Ich möchte meine Erfahrungen bezüglich der Heuschrecken gerne teilen, weil ich glaube, dass da viel Frust aufkommen kann, der, wie ich meine, vermeidbar ist. Ein paar Fotos habe ich "nachstellen" müssen, weil ich beim ersten Mal nicht daran dachte, das Handy zu zücken. Und ja, Preise gewinnen die Fotos auch keine, sie sollen den Textblock ja nur auflockern
Beginnen wir ganz vorne.
Wer in den Dehner oder sonst eine Tierhandlung kommt, wird eine der üblichen Verkaufsboxen erwerben. Ich entschied mich für die „subadulten“. Alle anderen Stadien der Tiere erschienen mir zu klein und „adult“ war mir einfach zu groß.
Irgendwo in den Tiefen des Netzes stieß ich auf den lapidaren Satz „die kann man ganz gut in den Boxen halten, in denen man sie kauft“. Ich habe das bezweifelt und lasse meine Heuschrecken in die Transportbox ziehen, in der meine Hierodula ankam. Diese Box hatte ungefähr die Größe einer 2L Eisbox, war durchsichtig und stand am Fenster (Nordseite) – von praller Sonne wird eigentlich immer abgeraten.
Es folgte ein Drama.
Jeden Abend nahm ich mindestens eine tote Heuschrecke raus und fressen wollten die auch nicht. Im Netz findet man dazu „Heuschrecken nehmen Flüssigkeit durch ihre Nahrung auf. Sie benötigen daher keine Wasserschale, in der sie ertrinken können, oder Obst, das schnell vergären kann“. Gesammelter Löwenzahn, Salatblätter Büschelweise Gras – nichts wird angerührt… nur sterben wollten sie regelmäßig. Liegt’s an der Charge? Liegt’s am Standort? Frust kommt auf, sowie Verzweiflung, weil man ja die Tiere nicht quälen will – ich finde es entsetzlich, dass die Tiere elendiglich verrecken und ich nur rumprobieren kann.
Nach der dritten Box Heuschrecken mit dem immer selben Ergebnis bin ich keinen Schritt weiter - „es kommt bei Heuschrecken regelmäßig zu Ausfällen“ liest man lapidar im Netz und die dritte Box wird eine Woche lang von 2 Tieren bevölkert – eines wird verfüttert das andere stirbt (an Einsamkeit?!)…
Mein Dehner hat in dieser Woche keine Heuschrecken, also fahre ich zu einem Anderen, Größeren. Ein Sonderangebot „Terra Box groß 36x22x24,5cm“ für knapp 10€ gefällt mir, da ich die Transportbox für die Heuschrecken ungünstig finde. Sie ist zu klein, ich kann kaum etwas reinstellen und wenn ich die Box aufmache, jage ich immer ein paar Tiere durch die Wohnung.
Dazu habe ich gelesen, dass Katzengras aus dem Tierbedarf eine gute Futtergrundlage ist – also wird auch ein Büschel davon gekauft. Zu guter Letzt eine Packung Heuschrecken, diesmal „medium“, kleine sehr agile Tiere die, sobald man die Box bewegt, wie die Irren gegen den Deckel springen („Popcorn“ nennen wir sie schnell).
Aber dazu ist ein Terrarium im Laden aufgebaut, in dem adulte Heuschrecken sitzen. Eigentlich nicht viel anders eingerichtet als meine Transportbox, bis auf ein paar Scheiben Gurke – wir wollen das daheim ausprobieren. Im Netz finde ich immer wieder den Hinweis, dass Heuschrecken kannibalisch sind, was aber ganz gut mit „Matzinger Vollkornflocken“ gelöst werden kann. Also packe ich auch noch eine Tüte davon ein.
Die Heuschrecken lieben Gurke! Gurke ist gut! Die Tiere sind regelrecht ausgetrocknet und stürzen sich auf die Gurkenscheiden. Es folgt einiges an Gerangel, bis alle mal dran waren.
Wir richten die Terrabox ein.
Beim Einzug der Heuschrecken steht die Box am Abend auf dem Wohnzimmertisch und die Sonne kommt langsam zum Fenster rein. Ich muss kurz in die Küche um zwei Marmeladenglasdeckel sauber zu machen, in die das Hundefutter und regelmäßig ein paar Scheiben Gurke sollen. Das dauert ein wenig, weil die Deckel nicht gleich gefunden sind. Als ich zurück komme, scheint die Sonne direkt auf den Tisch – und alle Heuschrecken baden in der Sonne!
Ich beschließe, die Terrabox auf ein Regal am Fenster (Westseite) zu stellen.
Schon am nächsten Morgen bin ich gespannt, ob es weniger Tote gibt und bin überrascht: keine (!) Toten, dafür ist das Katzengras schon merklich angefressen. Ich bin hellauf begeistert!
Ein paar Tage später stellen wir fest, dass die Tiere deutlich gewachsen sind – und sich gehäutet haben. Und noch immer keine Toten – Garnichts! Ich tausche die Gurke ab und an und reinige die Terrabox in etwa wöchentlich. Ich hole von einer nahen Waldwiese Grasbüschel, topfe sie ein und stelle sie in die Box. Die Büschel werden restlos abgefressen.
Ein paar Wochen später geht es allen Tieren gut und zu meiner Begeisterung haben sich die ersten Tiere adult gehäutet. Weitere Tiere folgen. Noch immer keinen Toten, auch wenn ich sehe, dass die gehäuteten Tiere manchmal angekaut (fehlende Glieder an Beinen) oder zerzaust sind. Kurz darauf beginnen sie mit der Paarung!
Im Netz finde ich wieder einen Tipp, dass Heuschrecken im Boden ihre Eier ablegen und wenn man ihnen einen Topf mit nasser Kokoserde gibt, sie diesen als Laichplatz annehmen. Also nehme ich diese Anzuchttabletten, wässere diese und stopfe die zerrupften Tabletten in einen kleinen Blumentopf – jetzt heißt es warten.
Und siehe da, es klappt!
Tja und nun? Ich weiß es noch nicht. Ich werde warten und sehen ob da was schlüpft. Würde mich sehr freuen und sobald sich was tut, melde ich mich wieder!