Beiträge von Atlantis-Mantis

    Hallo.


    Zu Beutefangmechanismen und Beuteerkennung wurde schon einiges geschrieben, wenn auch noch viele Fragen offen bleiben. Um dir einen Überblick zu verschaffen, gebe in Google Scholar (das ist eine Suchmaschine für wissenschaftliche Artikel) "Prete" und "praying mantis" oder ähnliche Kombinationen ein. Dann findest du auch andere Autoren. Auch S. Rossel hat viel zum binokularen Sehen geforscht. Das meiste ist auf Englisch, und nochmal zum großen Teil in "The Praying Mantids" von 1999 zusammengefasst. Dabei bezieht sich aber das meiste auf Sphodromantis-artige Tiere. Seit einigen Jahren forscht die Arbeitsgruppe um F. Prete auch an anders aussehenden Arten, etwa Euchomenella oder Deroplatys. Eine deutsche Zusammenfassung gibt es im Mantis-Buch von Berg et al. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen "Fliegen-" und "Wurm"-Stimuli. Mir bekannt sind auch andere, aber das würde bei deiner Art jetzt zu weit führen. Am besten du liest dich erstmal ein und entscheidest dich dann für einen Aspekt, der dich interessiert.

    Die Sache mit der Grillenunverträglichkeit hst sich irgendwie verselbständigt, ohne dass man damals genau hingehört hat. Nicht die Grillen selbst sind das Problem, sondern die Quelle der Grillen. Diese waren oft irgendwie krank oder befallen oder auch mit irgendwas behandelt, was dem Leguan- und Chamäleon-Magen zwar egal war, uns aber die Mantiden reihenweise um die Ecke gebracht hat. Stichwort Kotzen. Hat man gute Grillen, also selbst gezüchtet oder aus guter Quelle, kann man diese auch geben. Auch sogenannte Fluginsektenarten vetragen die eine oder andere Grille. Wie so oft macht es die Dosis - und der Grind in den Ohren... denn "verträgt mal ne Grille" heißt nicht gleich, dass man wochenlang nichts anderes geben soll. Ich hatte vor Jahren keine gute Grillenquelle und hab daher aufgehört, sie zu verfüttern. Das muss nicht jedem so gehen.

    Eigentlich meinte ich mit "frosten" das Frosten der durchgetrockneten Präparate. Man kann entweder den ganzen Kasten in den Tiefkühler tun, falls er reinpasst, ansonsten nimmt man die verdächtigen Tiere raus und steckt sie auf Styroporplatten, welche eine zum Tiefkühler passende Größe haben.


    Was den Kampfer angeht, so muss man die üblichen Vorsichtsmaßnahmen mindergefährlicher Stoffe einhalten, also zumindest nach Gebrauch die Hände waschen. Handschuhe sind nur dann nötig wenn man das Zeug anfassen will, anstatt Löffelchen zu benutzen. Das Zeug ist leicht entzündlich, also von offenen Flammen fernhalten. Im Insektenbedarf gibt es passende Gläschen mit Nadel, die man in eine untere Ecke stecken kann; darin kommt dann das Zeug. Ich benutze das nie, falls ich mal was entdecke, kommt das Vieh für 3-4 Tage in den Froster.


    Die neuen Kästen gehen nur schwer auf, da muss man eine Ecke leicht öffnen und ein stumpfes Messer als Keil benutzen. Erfordert etwas Übung.

    Nun ja, Schädlinge bekämpfen brauchst du noch nicht, bei guten Kästen wird das auch fast nie nötig sein. Eher schleppt man sich das Zeug mit neuem Material ein. Hier hilft frosten. Den Kampfer brauchst du erstmal nicht, kannst später immer noch benutzen. Nadeltechnisch bist du undersized, für Mantodea eignen sich meist Größe 2, 1 nimmt man für kleine, 4 für ganz große Arten. Man nadelt durch den Mesothorax. Hier gibt es verschiedene Meinungen, manche nadeln gerne durch den stabileren Metathorax, aber dann zerstört oder verdeckt man das Ohr, was u.U. beim Bestimmen wichtig sein kann. Auf keinen Fall durch den Prothorax nadeln! Wichtig ist, bei Weibchen das Abdomen auszunehmen, wenn sie dick gefressen sind, wenn sie dünn sind, kann man mit etwas Erfahrung auch drauf verzichten. Nach dem Frosten ist alles im Inneren zerfallen und müffelt übel, also nicht wundern. Man muss auch nicht alles entfernen, nur den gröbsten Schmodder, sonst beschädigt man evtl. noch die innere Körperwand. Zunächst musst Du das Tier auf einem Spannbrett spannen, in den Kasten kommt es erst, nachdem es trocken ist. Weitere Infos gibts im "Internetz". Die Farbe wird sicher nicht so schön bleiben, meist dunkelt das Grün etwas nach. Im Alkohol aufbewahrte Tiere sind meist entfärbt. Das tut dem Tier keinen Abbruch. Etikettieren nicht vergessen.

    Hängt halt wie immer davon ab, wie ernsthaft man es betreiben will. Der, der mehr will (z.B. um länger was von seiner Zucht zu haben), braucht genaue Fundorte, um die Klimaparameter richtig einzustellen. Gilt jetzt allgemein, nicht nur für diese Art. Bei Sph. viridis ist es unabhängig von der Unterart schon deshalb wichtig zu wissen, wo die Tiere herstammen, weil nördliche Populationen als Oothek, aber südliche teilweise als Larve "diapausieren".

    Es ist wirklich sinnlos, sich als Hobbyist anschicken zu wollen, eine Unterart von Sphodromantis viridis bestimmen zu wollen. Selbst Experten kriegen es kaum richtig gebacken. Bilder habe ich keine, da kannste noch so sehr protestieren. Im mediterranen Raum gibt es drei Unterarten, und es ist vielleicht einfacher, sich deren Herkunft zu merken. Sph. viridis viridis gibt es in Ägypten und Arabien bis hoch nach Palästina und auf Zypern. In Libyen, Tunesien und Teilen Algeriens lebt Sph. v. barbara. In Südspanien bis runter nach Marokko und Mauretanien kommt Sph. v. vischeri vor. Weiter südlich in Afrika (im Sahel) ist die Lage nicht ganz klar, weil auch noch verwandte Arten vorkommen, aber für die klassischen Urlaubsländer, woher die meisten Tiere stammen, sollte die Lage übersichtlich sein.

    Auf Bildern sieht man nicht viel, da geht es um eine Summe feiner Details im Körperbau, die man nur im Vergleich mit den anderen Unterarten sieht. Die Tiere sind nur von Spezialisten zu bestimmen, und auch da sind sich nicht alle einig, ob alle beschriebenen Unterarten gültig sind, oder ob es gar noch mehr sind. Am besten den Fundort merken. Ich habe grad keine Zeit, um die entsprechenden Arbeiten zu wälzen.

    Der dritte "Name" kennzeichnet eine Unterart. Per Definition kann man Unterarten einer Art untereinander verpaaren, aber man sollte davon absehen, weil man dadurch Mischstämme erzeugt, denen die lokaltypischen Eigenarten verloren gehen. Vor allem darf man dann die NZ nicht als zu einer bestimmten Unterart gehörig abgeben. Zum Teil tut man sich auch keinen Gefallen, wenn z.B. die Tiere aus verschiedenen Klimazonen u.ä. kommen.
    Gibt natürlich auch noch das Problem, dass zwei Populationen fälschlicherweise als zwei Unterarten einer Art betrachtet werden, es aber nicht sind. Versucht man dann, die zu verpaaren, erhält man keine fruchtbaren Nachkommen, falls es überhaupt zur Paarung kommt. Daher gilt immer die Regel, seine Zuchttiere nicht mit standortfremden Material zu durchmischen.

    Canyelles & Alomar 2006. Sobre la presència de Sphodromantis viridis (Forskal, 1775) (Dictyoptera, Mantoidea) a Mallorca. Boll. Soco Hist. Nat. Balears, 49: 83-87


    Roy 2010. Mise au point sur le genre Sphodromantis Stål, 1871 (Mantodea, Mantidae). Bulletin de la Société entomologique de France, 115 (3), 2010: 345-366.


    Ich hätte es ja aug Anfrage zusammenfassen können, aber wenn ich beim Beantworten der Frage, unter welchem Namen man das Tier zu googlen hat, blöd von der Seite angeblökt werde, beschränke ich mich aufs Verweisen auf die Primärliteratur und wünsche viel Spaß mit den Fremdsprachen.

    Nee, normalerweise klappt die Zusammenarbeit ganz gut. Es sind immer nur gewisse Leute, die sich beharrlich weigern, die Änderungen zu verinnerlichen. Ganz schlimm sind die, die nur deshalb neue Namen benutzen, um eine alteingesessene Art unter neuem Deckmantel wieder attraktiv zu machen. Die üblichen Verdächtigen dürften jedem, der schon länger dabei ist, bekannt sein.

    Taxonomie ist eine Wissenschaft wie andere auch, das bedeutet, sie folgt gewissen Regeln und erfordert eine entsprechende Ausbildung. Hobbyisten beschweren sich oft, dass sie Namensänderungen nicht nachvollziehen können und sie für unnötig finden, als ob sich die Taxonomie ihnen anpassen müsste anstatt umgekehrt. Es verlangt ja auch niemand, dass höhere Mathematik nur mit Rechenschiebern praktiziert werden sollte.


    Grundlegend gibt es folgende Gründe für eine Umbenennung:


    a. eine in Züchterkreisen kursierende Art war falsch determiniert worden und wurde neu bestimmt. Gerade hier treiben Hobbyisten den größten Unfug, indem irgendwelche Fantasienamen eingeführt werden; Hierodula grandis und Creobroter meleagris sind All-time Classics.


    b. eine Art wurde in zwei aufgespalten; wie bei allen neuen Arten bekommt dann die eine einen neuen Namen.


    c. eine Art wurde als Synonym einer älteren Art erkannt; in diesem Fall wurde die Art mehrmals als neu beschrieben, entweder weil die Geschlechter als nicht zusammengehörig erkannt wurden, oder weil dem einen Taxonomen nicht klar war, dass die Art schon von einem anderen beschrieben worden war. So einfach wie heute war nämlich der Informationsaustausch früher nicht: Sonderdrucke erreichten einen erst Monate nach Veröffentlichung, Korrespondenzen zogen sich über Monate weil per Briefpost, und Typusmaterial lag verstreut in ganz Europa, oft in verfeindeten Ländern. Wie auch immer, wenn man nun einen Komplex überarbeitet und feststellt, dass zwei Namen zur gleichen biologsichen Art gehören, dann hat immer der ältere Name Priorität (mit nur wenigen Ausnahmen, die bei der Nomenklaturkommission beantragt werden müssen), egal ob er einem gefällt oder nicht.


    d. zwei verschiedene Arten haben den gleichen Namen bekommen, weil dem einen nicht klar war, dass der Name schon vergeben wurde. Sind beide Arten in der gleichen Gattung, muss die zuletzt benannte Art umbenannt werden.

    Ich hab schon den ersten Wink mit dem Zaunpfahl mitbekommen und mich entschieden, ihn zu ignorieren. Das sollte schon deutlich gemacht haben, dass ich mich nicht den unnötigen Normen der sozialen Medien unterzuordnen gedenke. Ein Forum ist zum Austauschen von Infois gedacht, nicht mehr.