zugegeben, der Titel ist schon etwas weit hergeholt für eine Fliegenbox von denen hier im Forum bereits zahlreiche vorgestellt wurden. Nur wollte ich jedoch eine Box haben bei der ich weitestgehend und einfach alle Fliegen auch rausbekomme ohne sie öffnen zu müssen und trotzdem eine gewisse "Dosierung" erhalte. Das Resultat seht ihr hier.
Als Ausgangsmaterial diente mir eine geleerter Kanister für destilliertes Wasser in welchen ich zwei großzügige Löcher für die Lüftung schnitt. Fliegen wollen es luftig. Wenn sie zu wenig Lüftung erhalten "schwitzen" sie relativ schnell, können die Flügel nicht richtig entfalten und leben nicht lange. Zu bauen sie sehr schnell an Qualität ab. Das Verfüttern solcher Tiere führt sehr oft zum Erbrechen bei Mantiden.
Ein Loch verschloss ich wieder fest mit Gaze, um das Andere klebte ich einen Klettverschluss für Fliegengaze mit Heißkleber, alleine nur mit der eigenen Klebefläche hielt dieser nicht auf dem Material des Kanisters. Diese flexible Öffnung wird zum Reinigen und zum Neuansatz benötigt und wird bei Besatz mit Fliegengaze abgedichtet. In den Schraubdeckel des Kanisters brannte ich mit einem Lötkolben ein Loch hinein in welches ich ein Rohr setzte. Das Rohr selbst ist optimalerweise transparent und hat einen Durchmesser der ähnlich dem des Deckels ist sodass später die Fliegen den Ausgang einfacher finden. Das Rohr verschließe ich bei Besatz mit einem zusammengeknülltem Stück Küchenpapier.
Die Fliegen werden als Caster (Puppe) auf mehrere Lagen feuchtes Küchenpapier in die Box gegeben und bekommen ein Schälchen mit Futter eingestellt (ich verwende gerne Apfel- oder Kinderfruchtbrei). In das Schälchen muss zusätzlich ein Stück Küchenpapier damit Fliegen, die hineinfallen, möglichst auch wieder herauskommen können. Zusätzlich bietet es ihnen einen besseren Zugang zum Futter. Über das Ganze lege ich dann noch ein oder zwei Stück leicht zusammengeknülltes Küchenpapier als Sitzfläche, zusätzlich saugt das Papier die Metamorphosereste, welche beim Schlupf entlassen werden, und den Kot der Fliegen auf. Die Geschichte muss natürlich bei jedem Neuansatz getauscht bzw. mit Wasser gereinigt werden.
Als Zapfbehälter dienen mir Heimchendosen in welche ich seitlich ein Loch in etwa dem Durchmesser des Entnahmerohres der Box schnitt. In die Heimchendose kommt zusätzlich ein Stück Küchenpapier was den Fliegen halt gibt, sie ruhiger macht und die Feuchtigkeit durch das Schwitzen und Koten der Tiere aufnimmt. Natürlich sollen sie nicht lange darin verbleiben, das hat nur den Hintergrund sie beim "Abzapf-" und Verfütterungsprozess in der Qualität nicht zu sehr zu beeinflussen.
Zum Anzapfen zieht man nun einfach den Küchenpapierstopfen aus dem Rohr, zieht dieses soweit raus wie es geht, um möglichst einen geringen Absatz zwischen Rohr und Deckel im Übergang zu haben, setzt die Heimchendose auf, dreht die Box mit dem Rohr in Richtung Licht und lässt laufen ?
Durch die trichterähnliche Verjüngung des Kanisters laufen die Fliegen zielstrebig in die Heimchendose.
Wenn genug in der Dose sind einfach das Rohr wieder etwas in die Box schieben sodass die Fliegen nicht mehr einfach hineinlaufen können, die Heimchendose vom Rohr ziehen (gleichzeitig das Loch in der Dose mit zwei Fingern abdichten) und den Stopfen wieder einsetzen. Ein weiterer Stopfen Küchenpapier dient zum Verschließen des Lochs in der Heimchendose. Nun heißt es nur noch Mahlzeit (für die Mantiden).
Zum Füttern kann man die Dosen ganz ins Terrarium geben und öffnen (zum Beispiel bei Gruppenhaltung oder sehr verfressenen Arten) oder mittels T-Schnitt im Deckel eine Einzelentnahme mit dem Exhaustor ermöglichen. Wenn die Fliegen sehr aktiv sind kann man sie auch kurz im Kühlschrank herunterkühlen wodurch sie kurzweilig weniger bis garnicht fliegen und laufen.
Zum Abzapfen kann man natürlich jegliche Dosengröße aufsetzen solange man in diese ein Loch einschneidet das mindestens den Durchmesser des Abzapfrohres hat. Etwas mehr ist nicht schlimm. Man kann die Dose etwas durchhängen lassen, womit ein etwaiger Spalt für Fliegen oft wieder zu schmal wird um sich durchzuquetschen. Ebenso hat das Nachfolgemodell einen Eingriff mit einem großen Schraubverschluss um das regelmäßige Austauschen der Fliegengaze zu erübrigen, welche sehr schnell Fäden zieht beim Abziehen vom Klettverschluss und deshalb hin und wieder getauscht werden musste.
Eine weiter Überlegung, welche ich gerade teste, ist das Verwenden eines Allzwecktuches als Ersatz für das mehrlagige feuchte Küchenpapier am Boden der Box. Einerseits wäre es denkbar wiederverwendbar, weiterführend speichert es auch auf Dauer besser die Feuchtigkeit als Küchenpapier, das gerade nach mehrmaligem Anfeuchten sich verdichtet und weniger saugfähig wird.
Eine kleine Anmerkung zu Fliegen noch. Fliegen können mit ihrem Speichel schon getrocknetes Futter verflüssigen (einspeicheln) und aufnehmen, jedoch brauchen sie dafür wieder selbst Feuchtigkeit. Von daher sollte man die Box ein- bis zweimal täglich kurz sprühen damit die Fliegen trinken können. Es zeigte sich das ab dem 2. oder 3. Tag gesprühte Boxen, trotz feuchtem Futter, die Fliegen länger lebten und an Qualität nicht nachließen. Durch die räumliche Beengung und die Besatzdichte leben die Fliegen aber kaum mehr als eine Woche in den Box. Was kein Unterscheid zu Anderen ist, jediglich die Entnahme soll hiermit erleichtert werden.
Die Box lässt sich relativ einfach mit einem Schwamm reinigen. Zuvor den Unrat möglichst auskippen und die Box für ein paar Minuten in Wasser einweichen (zum Beispiel dazu in einen gefüllten Eimer stellen). Danach lässt sie sich mit wenig Aufwand säubern. Dem Spülwasser kann man Handspülmittel zufügen oder nachträglich mit einem Kontaktdesinfektionsmittel nochmal die Box nachreinigen, wie es auch in der Falterzucht gehandhabt wird um eine Infektion der Raupen vorzubeugen. Nochmaliges Ausspülen jedoch danach nicht vergessen ?
Die Klebestellen der Gaze sollten vor jedem neuen Ansatz kontrolliert werden. Durch die Reinigung, das Material des Kanisters und dessen Flexibilität löst sich hin und wieder der Heißkleber stellenweise ab und muss dort nachgetragen werden.
Wer sich für das Vorziehen von Fliegen bzw. besser deren Castern interessiert, verweise ich gerne auf die Mantopedia. In diese habe ich einen Eintrag gestellt wie ich das selbst seit Jahren handhabe.